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Die Geschichte von Ankerland

DIE ENTSTEHUNG DER ANKERLAND IDEE

Bedeutsame Ideen entstehen oft aus einer eindrücklichen Erfahrung heraus. In seiner Funktion als Oberarzt in der Trauma-Ambulanz des Universitätsklinikums Eppendorf war Ankerland-Gründer Dr. Andreas Krüger mit der unzureichenden Versorgung schwer traumatisierter Kinder und Jugendlicher konfrontiert. Seine Vision: ein Therapiekonzept vorzuhalten, das den Bedürfnissen und Anforderungen junger Betroffener gerecht wird. Er entwickelte PITT-KID, die ressourcenorientierte und integrative Behandlungsmethode für Trauma-Folgestörungen – die ihr Potenzial in einem tagesklinikähnlichen Konzept entfalten sollte. So sehr er und seine Mitstreiter für das Vorhaben einstanden, so schwierig erwies sich die Umsetzung, geprägt von politischen Hürden und behördlichen Stolpersteinen. Doch was zählte: Die Idee war in der Welt – und zog weite Kreise. Sie überzeugte erst einzelne Menschen, viele noch heute Wegbegleiter von Ankerland. Und auch die Fachwelt.

Aufbruch im Zeichen der Aufklärung

Ziel von Ankerland war es von Anfang an, ein eigenständiges Trauma-Therapiezentrum aufzubauen. Das ehrenamtliche kleine Team im Vorstand und andere Unterstützende arbeiteten mit Hochdruck daran, eine öffentliche Kostenträgerschaft zu finden. Parallel widmete sich Ankerland als gemeinnütziger Verein der Aufgabe, die Gesellschaft über „Traumata und ihre Folgestörungen im Jugendalter“ aufzuklären. Im Hintergrund arbeiteten wir unermüdlich weiter daran, aktiv zu helfen. Von Mensch zu Mensch, von Therapeut:in zu Kind. Zwei Jahre später der erste „kleine“ Meilenstein: Wir starteten das erste Angebot für Ratsuchende, das Trauma-Info-Telefon. Unser Netzwerk wuchs proportional zu unserer Expertise. Beides wollten wir teilen – und riefen die TraumaTage ins Leben. Unsere Veranstaltungsreihe, die bundesweit Beachtung findet, versammelt die Fachwelt, Interessierte und Betroffene zu trauma-assoziierten Schwerpunktthemen. Noch immer schien das Ziel, ein Therapieangebot für schwer traumatisierte Kinder und Jugendliche zu realisieren, aufgrund der Finanzierungsschwierigkeiten unerreichbar. 

Ausblick: Therapiezentrum und Forschung

2016 fügten sich die Ereignisse plötzlich zu einer handfesten Möglichkeit: Ankerland fand in zentraler Lage nahe des UKE ein Zuhause in einem altehrwürdigen ehemaligen Pastorat. Geld für einen durch Drittmittel finanzierten Behandlungszeitraum von etwa einem Jahr waren verfügbar. Die Hamburger Bürgerschaft engagierte sich bei der Ausstattung der Immobilie. 

Alle Rahmenbedingungen passten und schnell war klar: Jetzt und hier können wir endlich unser Trauma-Therapiezentrum gründen! Seither finden Kinder und Jugendliche in freundlicher Atmosphäre Zeit und Raum, damit ihre Seele heilen kann. Ein Leuchtturmprojekt in Deutschland. Ankerland konnte dank seiner Unterstützenden zu einer festen Größe der Therapielandschaft wachsen. Auch kam 2018 die innovative Trauma-Fachberatungsstelle unter dem Dach des Therapiezentrums hinzu. Nach wie vor auf rein spendenfinanzierter Basis, denn noch immer passt das bedarfsorientierte und millieunahe Ankerland-Konzept nicht in das etablierte Finanzierungsschema der Krankenkassen. Dabei gibt uns die Forschung Recht: Die Wirksamkeit unserer innovativen Behandlungsform wurde 2018 in einer Pilotstudie der Universität Münster wissenschaftlich bestätigt.[1] Für uns ein Weckruf, unsere Erfahrung und umfassenden Daten in Zukunft verstärkt in die Trauma-Forschung einzubringen.

 

[1] Silkenbeumer et al., Münster: Wirksamkeit der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie für Kinder und Jugendliche (PITT-KID) – Eine Pilotstudie im ambulanten Behandlungssetting, 2018.

Zeitstrahl

2008

Gründung von Ankerland

Ankerland e. V. wird unter der Schirmherrschaft von Udo Nagel (damaliger Innensenator Hamburgs) gegründet.

2009

Erste Vereinsräume

Der Ankerland e. V. bezieht seine ersten Vereinsräume im Slomanhaus. Den Vereinsvorsitz übernimmt Carl Garbe.

2010

Erste Hilfe + Trauma-Info-Telefon

Das erste Hilfsangebot, das Trauma-Info-Telefon, geht an den Start.

2011

Trauma-Tage 01

Die ersten Ankerland Trauma-Tage unter dem Dachthema „Jugendgewalt“ und unter der Schirmherrschaft des ersten Bürgermeisters Olaf Scholz im Museum für Völkerkunde.

2013

Trauma-Tage 02

Die zweiten Ankerland Trauma-Tage thematisieren unter dem Titel „Diagnose Systemfehler“ die Lücken in der Versorgungslandschaft für traumatisierte Kinder.

2015

Neuer Vorsitzender

Gerald Böhme folgt als Vorsitzender des Vorstands auf Carl Garbe.

2016

Auszeichnung

Ankerland wird mit dem Hamburger Kinderschutzpreis der Stiftung Mittagskinder ausgezeichnet.

2016

Eröffnung des Traumatherapiezentrums

Nach intensiven Aus- und Umbauarbeiten eröffnet das Ankerland Trauma-Therapiezentrum. Die Laudatio hält Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit.

2018

10 Jahre Ankerland

Ankerland feiert sein 10jähriges Bestehen mit einer großen Charity Gala im Grünspan.

2018

Trauma-Fachberatung

Die Trauma-Fachberatung wird als zusätzliches Beratungsangebot im Trauma- Therapiezentrum eingeführt.

2019

Trauma-Tage 03

Die dritten Ankerland Trauma-Tage finden aufgrund des großen Zuspruchs der Veranstaltung im Helmut Schmidt Auditorium (Bucerius Law School) statt – und sind dennoch komplett ausgebucht. Themen sind die Langzeitfolgen eines psychischen Traumas für die Betroffenen, ihre Familien und die Gesellschaft.

2023

Eröffnung zweiter Standort

Ankerland eröffnet im Falkenried 88 eine zusätzliche Trauma-Fachberatungsstelle für Bezugspersonen kriegstraumatisierter Kinder und Jugendliche aus der Ukraine.